In akuten Krisen und bei brisanten Entscheidungen können wir es förmlich spüren: eine innere Zerrissenheit raubt uns die Nerven und manchmal auch den Schlaf. Widersprüchliche Gedanken, Gefühle und Handlungen bestimmen plötzlich unser Leben und Miteinander, obwohl wir uns bisher für solide lebensfähig hielten.
Wenn die Gedankenströme einer Endlosschleife gleichen, können wir davon ausgehen, dass wir mit uns selber nicht einer Meinung sind. Von außen betrachtet könnte man einige der auslösenden Situationen eher den banalen Alltags-Wehwehchen zuordnen. Aber in uns tobt der Mob. Da geht es manchmal selbst bei den simpelsten Angelegenheiten in einem zu wie auf einem Kriegsschauplatz. „Jetzt streng Dich endlich mal an!“, drängt es in uns. „Du stellst Dich an wie ein Kleinkind! Jetzt hau mal rein! Augen zu und durch!“ werden wir angetrieben. „Du musst deinem Kollegen unbedingt helfen!“, denn nur, wer des Mitmenschen Bedürfnisse erfüllt, hat sich seine Zuneigung und Anerkennung auch verdient.
*** Das Oberhaupt ***
Innere Antreiber in uns können viele Gestalten annehmen und äußerst vehement ihr Recht einfordern. Damit wir als Gesamtpersönlichkeit wieder handlungsfähig werden, ist unser Oberhaupt gefragt. Das Oberhaupt ist der Anteil in uns, der die anderen Persönlichkeitsanteile aus einer übergeordneten Sicht beobachtet, ihnen mit Wertschätzung und Wohlwollen entgegen tritt und je nach Sachlage kanalisierend unterstützt.
*** Antreiber in Aktion ***
Insbesondere in Entscheidungssituationen präsentieren sich unsere Persönlichkeitsanteile zumeist in lautstarker Manier. Ist Ihnen das bekannt? Es ist Feierabend, sie sitzen nach erfolgreich erledigter Arbeit (Job, Kinder, Haushalt) auf der Couch und freuen sich auf ein entspanntes Ausklingen des Tages. Doch so gänzlich mag sich die Ruhe nicht einstellen. Da grummelt etwas in Ihnen. Das rumort und lässt Sie unruhig werden. Vielleicht könnten Sie doch noch schnell die Spülmaschine ausräumen? Dann haben Sie morgen früh mehr Zeit (ein Effektivitäts-Wächter). Und sauberer sieht die Küche dann auch aus (der Perfektionist). Danach geht es wieder ab auf die Couch (die Selbstfürsorgende). „Ach, Mist, die blöde Überweisung“, streift es Ihnen durch den Kopf. Erst flüchtig, denn Sie möchten ja eigentlich auf Entspannungsmodus eingeschaltet bleiben. In diesem Fall kann der kleine Antreiber schon mal vehementer werden. Bis Sie sich letztlich fügen und die blöde Überweisung tätigen.
Häufig geben wir diesen Antreiber-Stimmen in uns nach und erledigen die geforderten Dinge. Auf Dauer geht das auf Kosten der vielleicht leiseren Persönlichkeitsanteile, die sich nach Ruhe und Ausgeglichenheit sehnen. Aber was tun? Die Perfektionisten in uns einfach ignorieren? Einfach liegen bleiben und jetzt auf Knopfdruck entspannen? Ich bin mir sicher, das haben Sie versucht, möglicherweise mit nur mäßigem Erfolg.
*** Und jetzt? ***
Wenn Sie es aber schaffen, sich ihrem Antreiber und Perfektionisten einmal zu nähern und nachzuspüren und zu erfragen, aus welcher Absicht er sich derart in den Vordergrund drängt, könnten Sie der Erleichterung den Weg ebnen. Der Anteil, der noch schnell die Überweisung erledigt haben möchte, hat in der Regel ein dringendes Motiv. Es könnte sich um Angst handeln, dass Ihnen schlimmere Konsequenzen drohen (Mahnungen mit evtl. verbundenen höheren Kosten). Er sorgt also dafür, dass Sie finanziell gut aufgestellt bleiben. Vielleicht macht der Anteil sich aber auch mehr Sorgen, dass es peinlich werden könnte, wenn sie die Rechnung nicht rechtzeitig bezahlen, weil sie den Rechnungssteller persönlich kennen? Wunderbar! Der Anteil kümmert sich um Ihre Integrität und Außenwirkung sowie darum, dass Ihre Beziehungen auf Ausgeglichenheit und Vertrauen basieren können.
*** Reden hilft ***
Jeder Persönlichkeitsanteil hat seine eigenen Beweggründe, die von unserem Oberhaupt erkannt und honoriert werden sollten. Alles geschieht in wohlmeinender Absicht. Unser Oberhaupt darf jedoch auch regulierend eingreifen. Denn andere Stimmen sind auch existent („Huhu, ich bin auch noch da“, ruft die Entspannung) und wollen ebenfalls gehört werden. Ein innerer Dialog kann da manchmal wahre Wunder wirken. Aber auch die Absichts-Recherche bei nur einem Persönlichkeitsanteils kann schon Erleichterung bringen, da der Fokus nun nicht mehr auf Verdrängung und Ignoranz liegt, sondern sich in Richtung Anerkennung und Lösungsorientierung verschoben hat. Kein Wunder, dass der Zugang nun leichter fällt. Auch wir in unserer Gesamtpersönlichkeit trauen uns ebenfalls selbstverständlich mehr, uns zu zeigen, wenn wir uns in einer sicheren und wohlwollenden Umgebung befinden.
*** Auf innerer Erkundungstour ***
Haben Sie einen Antreiber in sich entdecken können? Vielleicht macht er sich gerade sogar lautstark bemerkbar? Versetzen Sie sich für einen Moment in einen wohlwollenden Zustand, indem Sie sich vorstellen, Sie seien ein gutmütiger, weiser Mensch (das Oberhaupt), der einem aufgeregten oder verärgerten Kind (innerer Anteil) ernsthaft Gehör schenkt und sein Bemühen würdigt. Das Oberhaupt nimmt sein Gegenüber ernst, aber es lässt sich nicht gefangen nehmen von den überschäumenden Gefühlen und Gedanken, sondern reagiert mit der lebensklugen Entschiedenheit eines gelassenen Erwachsenen. Viel Freude auf Ihrer inneren Erkundungstour.
Herzlichst,
Ihre Bianca AmthorDie Systemische Beratung richtet sich vor allem an Menschen, die sich in Veränderungsprozessen befinden. Hierbei sind viele Situationen denkbar:
ein neuer Kollege kommt ins Team, eine drohende Trennung muss verkraftet werden, der Einzug eines neuen WG-Kollegen bringt Unruhe ins Haus, oder eine langwierige Erkrankung hat Spuren hinterlassen. Die Lebenslagen, in denen man sich einer Herausforderung gegenüber sieht, sind vielfältig. Aber auch glückliche Begebenheiten können uns gelegentlich Einiges abverlangen: der baldige Abschluss des Studenten, eine plötzliche Beförderung, die neue Partnerschaft und auch der Auszug der nun selbstständigen Kinder fordern manchmal ein hohes Maß an Anpassungs- und Umdenkungsvermögen.
In der Systemischen Beratung liegt der Fokus auf Reflexion der inneren wie äußeren Prozesse in den verschiedenen sozialen Kontexten, Reaktivierung eigener Ressourcen und Etablieren von gut gangbaren Lösungswegen.
In meiner Beratung kann ich hierzu auf verschiedene Methoden zur Krisenbewältigung, Klärung, Lösungs- und Ressourcenorientierung zurückgreifen. Ich nutze Aufstellungen (ausdrücklich nicht nach Bert Hellinger) im Raum, Aufstellungen am Familienbrett, die Arbeit mit dem Inneren Team (Schulz von Thun) und verschiedene kreative Methoden aus dem Bereich der Gestaltung. Meine Beratung ist wertschätzend und sieht den Klienten nicht als defizitär an, sondern erkennt in ihm und ihr den Experten für die eigenen Lösungs- und Lebensvarianten.
Die systemische Beratung ist auf eine Kurzzeit-Begleitung angelegt und bietet somit ein recht effizientes und dennoch tiefgehendes Verfahren gute Wege in schwierigen Lebensumständen zu eröffnen.
Herzlichst,
Ihre Bianca Amthor